Wo Geschichte ruht, Begegnung wächst
Ein besonderer Tag auf dem Stadtfriedhof Göttingen
Am Mittwoch, den 28. Mai 2025, unternahmen die Ehrenamtlichen des Ambulanten Hospizdienstes Alpha gemeinsam mit Mitarbeitenden des stationären Hospizes Münden sowie den Grünen Damen aus dem Klinikum Hann. Münden einen eindrucksvollen Ausflug zum Stadtfriedhof Göttingen – einer der bedeutendsten und zugleich schönsten Parkanlagen der Stadt.
Der 1881 eingeweihte Stadtfriedhof liegt zwischen der Jheringstraße und der Kasseler Landstraße und erstreckt sich über eine Fläche von rund 36 Hektar. Heute befinden sich dort etwa 40.000 Erd- und Urnengräber, darunter mehr als 1.600 Ruhestätten für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Der Friedhof ist nicht nur ein Ort der letzten Ruhe, sondern auch ein Ort der Geschichte, der Kultur und der Natur.
Pünktlich um 11:00 Uhr wurden wir auf dem Friedhof herzlich von Stadtführer Jörg Scharmach begrüßt. Die Führung dauerte insgesamt zwei Stunden und bot eine Fülle an Informationen, Anekdoten und geschichtlichen Hintergründen. Herr Scharmach erläuterte umfassend die Lebenswege und Verdienste folgender Persönlichkeiten, deren Gräber wir besuchten:
- David Hilbert
- Manfred Eigen
- Thomas Oppermann
- Max Planck
- Otto Hahn
- Dr. Walther Nernst
- Adolf Windaus
- Max von Laue
- Hannah Vogt (ehemalige Bürgermeisterin von Göttingen)
- Richard Zsigmondy
- Felix Klein
- Friedrich Hossbach
- Georg Merkel (ehemaliger Bürgermeister von Göttingen)
- Max Born
Ein kräftiger Regenschauer unterbrach die Führung kurzzeitig – doch im weiteren Verlauf blieb das Wetter wider Erwarten trocken und freundlich.
Besonders beeindruckend war das im Jahr 2006 errichtete Nobel-Rondell, das anlässlich des 125-jährigen Bestehens des Stadtfriedhofs geschaffen wurde. Hier wird neun Nobelpreisträgern gedacht, deren Lebensweg eng mit der Stadt Göttingen verbunden war und die auf dem Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Dazu zählen unter anderem Otto Wallach, Max Planck, Walther Nernst, Otto Hahn und Max Born. Die gemeinsame Gedenkstätte ist Ausdruck der wissenschaftlichen Bedeutung Göttingens und verdeutlicht die enge Verbindung von Forschung, Stadtgeschichte und individueller Biografie.
Die Führung bot außerdem interessante Einblicke in die architektonische und gärtnerische Gestaltung des Friedhofs. Breite Platanenalleen, ein beeindruckender alter Baumbestand, abwechslungsreiche Bepflanzungen und kunstvoll gestaltete Grabmale verleihen der Anlage einen parkartigen Charakter. Neben der historischen Kapelle, die im Zuge der ersten Erweiterung des Friedhofs im Jahr 1900 errichtet wurde, ist auch die Torhaus-Galerie erwähnenswert. Sie befindet sich in einem denkmalgeschützten Verwaltungsgebäude am Eingang Kasseler Landstraße und wird heute für wechselnde Kunstausstellungen genutzt.
„Es war bewegend zu sehen, wie viele Geschichten und Persönlichkeiten hinter den Steinen verborgen liegen. Der Friedhof ist ein stiller Ort des Lernens, Erinnerns und Verstehens.“ – Teilnehmerin des Ausflugs
Nach dem Rundgang traf sich die Gruppe zum gemeinsamen abschließenden Treffen im Café del Sol. In entspannter Atmosphäre gab es die Möglichkeit, Gespräche fortzusetzen, Eindrücke zu teilen und das kollegiale Miteinander zu stärken.
Ein herzlicher Dank gilt allen, die bei der Organisation und Durchführung dieses besonderen Tages mitgewirkt haben – insbesondere auch denjenigen, die Fahrgemeinschaften angeboten und die Anreise ermöglicht haben. Ein besonderer Dank gilt auch Jörg Scharmach für die lebendige und kenntnisreiche Führung, die den Stadtfriedhof für viele Teilnehmenden in völlig neuem Licht erscheinen ließ.
Der Ausflug war ein bereicherndes Erlebnis für alle Beteiligten. Er bot nicht nur historische Einblicke und kulturelle Eindrücke, sondern auch eine wertvolle Gelegenheit zum Austausch und zur Begegnung – jenseits des beruflichen Alltags und im Rahmen achtsamer Gemeinschaft.
Nach der rundum gelungenen Kräuterwanderung mit anschließendem Grillen im vergangenen Jahr, die bei allen Teilnehmenden auf große Begeisterung gestoßen war, wurde auch diesmal wieder deutlich, wie wertvoll solche gemeinsamen Erlebnisse sind. Der Wunsch nach einer weiteren Wiederholung in der Zukunft wurde vielfach geäußert.
Besonders erfreulich war zudem die großzügige Unterstützung durch die „Bürgerstiftung Ambulantes und Stationäres Hospiz Hann. Münden“, die die angefallenen Kosten im Café del Sol anteilig übernommen hat – ein herzliches Dankeschön dafür!
Manfred Choryza (Ehrenamtlicher Mitarbeiter – Ambulanter Hospizdienst ALPHA)